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Monday, October 4, 2010

München – Moskau – Ulan Bator

Der Flug nach Moskau verläuft reibungslos und beschert uns nach 3 Stunden Flug mit der ersten Zeitverschiebung von zwei Stunden. In Moskau selbst ist es noch heißer als bei uns und ich komme mir mit meinen Wanderstiefeln und zwei Jacken etwas warm angezogen vor. Wir haben genügend Zeit um in aller Ruhe den Flug nach Ulan Bator zu suchen und gelangweilt rumzusitzen. Das Essen bei den Aeroflot-Flügen ist wie immer Fisch oder Fleisch in Alufolie, aber soweit ganz o.k. Abends geht es dann weiter nach Ulan Bator. Wir sind schon müde und schauen uns noch einen der Filme von Miasake an, die Alexander für mich noch für das Laptop zurecht geschnitten hat. Der Flug dauert endlose sechs Stunden und Sarah ist alles andere als aufgeregt und hat auch keinen Baldrian mehr genommen. Mitten in der Nacht wachen wir aus dem Halbschlaf auf, weil das Flugzeug in Novo Sibirsk zwischengelandet ist. Der Flieger hat nicht genügend Sprit und muss nachgetankt werden. Das dauert eine Extrastunde und in der Früh um 7 sind wir mit insgesamt 5 Stunden Zeitverschiebung in Ulan Bator angekommen.

Gepäckschwund
Wir kommen aus dem Flieger und warten auf unser Gepäck. Alles trudelt schön langsam ein, Sarahs Riesenkoffer und alle Geschenke sind da. Ich weigere mich noch nervös zu werden, als mein Rucksack noch nicht aufgetaucht ist, obwohl nichts mehr neues auf das Gepäckband kommt. Andere Reisende starren ähnlich übermüdet auf die Rucksäcke und Koffer, die langsam an uns vorbei ziehen, die aber anscheinend keiner haben will. Irgendwann sehe ich ein, dass ich wohl nachfragen muss. Zusammen mit den anderen Fluggästen, die etwas vermissen, gehen wir zu einem Pult hinter dem sich mongolische Mitarbeiter der MIAT postiert haben. Mit Händen, Füßen und Piktogrammen auf denen verschiedene Gepäckstückarten, Farben und Zahlen abgebildet sind, versuchen wir unseren Verlust zu erklären. Die Leute scheinen gut vorbereitet zu sein, wir sind wohl nicht die ersten, die ohne Gepäck ankommen. Als ich erkläre, dass es sich bei meinem vermissten Gepäckstück um einen roten Rucksack handelt, werde ich freudestrahlend zu dem übrig gebliebenen Gepäck geführt, in dem ein roter Rucksack liegt, den ich schon vom Gepäckband her kenne. Einen ganz kurzen Augenblick bin ich versucht, den Rucksack mitzunehmen. Ist meiner vielleicht während der Flugreise gealtert? Gibt es eine Gepäckmetamorphose, die spontan beim Übertreten des 40. Längengrades eintritt? Der Rucksack sichtlich auch mit einer Outdoorausrüstung bestückt, wenn auch schon älteren Datums. Vielleicht kann ich von der Erfahrung des anderen profitieren und irgendein Rucksack mit irgendeinem Inhalt ist besser als keiner. Aber wo wollte der andere denn eigentlich hin? Wohl nicht in die Mongolei und der Inhalt des Rucksacks erscheint ungewiss. Das Unverständnis und die Enttäuschung der Mitarbeiter ist groß, als ich den Rucksack nicht haben will. Ich denke, wem wohl dieser Rucksack gehört, und wo auf der Welt sich gerade diese Person nach ihrem ganz persönlichen Inhalt sehnt. Ob der wohl ähnlich sorgfältig gepackt wurde? Nach einer Stunde ist irgend ein Zettel ausgefüllt, alle Rucksackdaten hinterlassen, inklusive der Gepäcknummer und ich habe die Telefonnummer und den Namen eines Mitarbeiters des Aeroflotbüros in Ulan Bator bekommen, damit ich mich erkundigen kann, ob mein Rucksack doch noch mitgekommen ist. Ich hoffe noch sehr darauf, dass der auftaucht bevor ich nach Ölgi, das 1700 km westlich liegt, fliege. Mein Flug geht um 4 Uhr früh und es scheint mir so weit weg. Wo in aller Welt ist mein Rucksack wohl gerade? Auf welchen Teil der Erde treibt er sich rum?

Einmal Ulan Bator
Völlig übernächtigt und planlos stehen wir am Flughafen rum und versuchen uns zu orientieren. Ich will mir eine mongolische Sim-Karte kaufen, damit ich bei der Aeroflot anrufen kann, aber der Laden macht erst um 10:00 Uhr auf. Wir beschließen zu warten und holen uns ein kleines Frühstück. Der Flughafen erscheint winzig und leer. Als der MobiCom-Laden öffnet stehe ich schon vor der Tür und will mir die SIM-Karte kaufen, ich werde belehrt, dass ich hier weder mit Euro noch mit Dollar zahlen kann, und muss erstmal wechseln gehen. Jedes Mal wenn ich die kleine Eingangshalle durchquere, werde ich gefragt, ob ich ein Taxi benötige. Ich habe schon mehrmals abgelehnt und verweise immer auf später. Irgendwann geben die Taxifahrer auf und lassen mich unbehelligt. Sarah darf immer auf unser Handgepäck aufpassen und ist auch ganz schön geschafft. Als ich die SIM-Karte endlich habe, versuche ich Heike und Tom zu erreichen, aber die haben keinen Empfang. Die Aeroflot geht auch gleich ans Telefon und ich soll einfach im Büro vorbeikommen und den Rucksack abholen, kein Problem. Ich beschließe dies gleich zu tun, nur ist das Büro irgendwo in der Stadt, die ungefähr 15 km vom Flughafen weg ist. Kein Taxifahrer lässt sich mehr blicken und ich weiß grad auch nicht weiter. Ewige Erklärungen vom Flughafenpersonal und hin und her mit dem Handgepäck, dass wir zum Teil gleich am Flughafen lassen wollen, findet sich ein Taxi, dass aber unverschämt teuer ist. Der Fahrer begründet den hohen Preis damit, dass er ein spezielles Flughafentaxi ist, es gäbe wohl auch andere, aber die wären nicht zuverlässig und vor allem grad nicht da. Mittlerweile ist mir irgendwie alles egal, und wir lassen uns zum Aeroflotbüro fahren. Dort zeigt man mir wieder den gleichen roten Rucksack, ein alter Bekannter. Ich beschließe, ihn auch diesmal nicht an mich zu nehmen und hoffe, dass es meinem Rucksack genauso geht. Endlich im Hotel versuchen wir zu schlafen. Sarah nickt wohl ein bisschen ein, aber ich bin zwar völlig übernächtigt, aber mein Zeitrhythmus ist so aus dem Gleichgewicht, dass ich nicht einschlafen kann. Kurz vor 17:00 machen wir uns zu Fuß auf den Weg ins Zentrum um etwas zu essen.