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Sunday, November 7, 2010

Ulan Bator - Ölgi

Pizza in Ulan Bator
Mein erster Eindruck von Ulan Bator ist nicht so prickelnd. Sarah und ich laufen ziemlich planlos umher auf der Suche nach einer Bank, auf der wir Geld wechseln können. Nach ein bisschen hin und her finden wir zwar eine, aber es ist schon nach 17:00 Uhr und die hat zu. Zurück zum Hotel und wir können da auch Geld wechseln, zwar zu einem schlechtern Kurs, aber das ist mir mittlerweile schon völlig egal. Der Mensch hinterm Tresen erklärt uns noch den Weg zu einem sehr guten, einheimischem Restaurant, und wir ziehen wieder los. Aber no way, heute ist nicht unser Tag, wir finden es nicht und gehen einfach ins nächst bessere und ziehen und bei Fernsehbeschallung mongolische Pizza rein.

Schlaflos Warten
Zurück im Hotel fallen wir ins Bett. Der Taxifahrer, der uns ins Hotel gebracht hat, ist schon für morgen früh 4:00 Uhr bestellt. Sarah döselt vor sich hin, aber ich kann einfach nicht einschlafen und quäle mich schon gänzlich neben der Spur bis zum frühen morgen durch. Die Fahrt zum Flughafen verläuft reibungslos und wir sind pünktlich da. Ich versuche wieder mal mein Glück mit meinem vermissten Rucksack und erkläre der Frau, die am Eincheckschalter steht, dass ich noch auf einen Flug aus Moskau hoffe, der vielleicht meinen Rucksack mitbringt. Der Flug kommt um 6:00 Uhr an, unser Flug geht um 6:30, die Zeit ist also reichlich knapp.

Verrückte aus Manchester
Leider ist die Verständigung so schwierig, mein Russisch und auch vermutlich das Russisch der Frau am Schalter auch, ist reichlich eingerostet. Sie lotst mich zu einem Korridor und zeigt mir einen Raum, bei dem ich in 20 Minuten klopfen und nachfragen kann, zur Zeit ist keiner da. Ich gehe zurück zur Empfangshalle und sitzte wie auf Kohlen. Als ich mir einen Kaffee hole fallen mir zwei Typen auf, die ähnlich hecktisch wie ich rumhampeln und wir kommen ins Gespräch. Die beiden sind aus Manchester in England und erzählen mir von ihrer Reise in 8 Tagen von Manchester nach Ulan Bator mit einem Kleinwagen. Ich überschlage kurz die Reiseroute im Kopf und bin erschüttert. Das sind ja schon rein Luftlinie über 7000 km, geschweige denn mit dem Auto! Ich frage, warum zum Teufel, man denn sowas macht und sie faseln irgend etwas von einer Sozialen Aktion und das sie das Auto jetzt verschenkt haben. Jetzt brauchen sie ganz dringend einen Rückflug, weil sie wieder in die Arbeit müssen. Die beiden zappeln hin und her und vermutlich sind die die ganze Strecke wechselweise durchgefahren, dank diverser Aufputschmittel, die jetzt noch nachwirken. Das Rätsel dieser Aktion löst sich dann noch während meiner Reise, aber dazu später.

Rucksack??
Nach 20 Minunte klopfe ich an der ominösen Tür und stehe vor dem Kaptain der nächsten Maschine nach Moskau. Wieder mal erzähle ich die Geschichte meines Rucksacks und er nimmt mich an der Hand und wir quetschen uns durch die Menge von Leuten, die auf den Flug nach Mokau am Eincheckschalter warten. In einer Ecke ist das Aeroflotbüro und die beiden aus Manchaster stehen auch schon drin und sind am verhandeln. Dank meines Kaptains drängeln wir uns vor und erklären das ganze zum x-ten mal. Da steht der Mitarbeiter von Aeroflot, dem ich gestern schon mein Leid geklagt habe und der mir den fremden roten Rucksack aufdrängen wollte. Als er mich und die Geschichte erkennt, ist er ziemlich angefressen, das ich schon wieder da bin und noch mehr Leute in die Geschichte verwickelt habe. Er staucht mich zusammen und sagt, das es absolut keine Chance gibt, den Rucksack, selbst wenn er in dieser Maschine sein sollte noch rechtzeitig zum Abflug meiner Maschine zu bekommen und ich soll jetzt nicht den ganzen Betrieb aufhalten.

Abflug
Ernüchtert und frustriert verabschiede ich mich von den Mitarbeitern und meinem Rucksack und füge mich in mein Schicksal. Ich werde angerufen werden, wenn sich etwas neues ergibt. Sarah und ich checken entgültig ein und begeben uns zu unserem kleinen Flugzeug nach Ölgi, nachdem ich doch tatsächlich mein winzig kleines Schweizer Taschenmesser abgeben muss. "Verboten!", schimpft der Polizist, der meinen Kulturbeutel durchwühlt und schon fast glücklich wirkt, als er endlich ein Messerchen gefunden hat. Dass ich noch drei Stahl-Rasierklingen, die in Papier eingewickelt sind im Beutel habe, merkt er nicht. Mir fällt das auch erst viel später ein. Aber die hat keiner gefunden, weder in München, noch in Moskau, noch in Ulan Bator.s Der Reiseführer verspricht einen wunderschönen Flug, da die kleinen Maschinen, uneres ist ein Saab, mit 30 Sitzen, sehr niedrig fliegen. Irgenwann hatten meine Eltern einen Fernseher der hieß so ähnlich und ich stelle mich im Fernseher fliegend vor. Wir starten pünktlich und ich starre die erste halbe Stunde fasziniert aus dem Fenster. Unter uns sind nur Berge, nichts anderes. Keine Straßen, keine Wälder, keine Städte, gar nichts. Einzig ein Wüstenband schlängelt sich zwischen den Bergen im Norden und den Bergen im Süden. Schließlich hält mich nichts mehr und ich schlafe endlich ein.

Große Leere
Zwei Stunden später wache ich wieder auf und schaue wieder nach unten. Das Bild ist unverändert und plötzlich überkommt mich ein Gefühl von völliger Einsamkeit. Ich stelle mir vor, dass wir in Ölgi landen und dort ist nichts ausser ein paar Jurten, und dem Flughafen. Zu den Praschels hatte ich in den letzten Tagen keinen Kontakt mehr, da die gerade durchs Altei-Gebirge fahren und dort keinen Empfang haben. Ausserdem haben sie auchnoch keine monglische Sim-Karte und ich habe keine Chance, die Praschels zu erreichen, wenn wir landen. Wir haben ausgemacht, dass sie uns am Flughafen treffen, aber wann die mit ihrem Laster genau ankommen, wussten die natürlich auch nicht. Die Strecken sind unbekannt und an der Grenze kann ja alles ein bisschen länger dauern. Was mache ich blos in Ölgi, wenn die jetzt nicht kommen. Es ist so verdammt leer da unten. Nach fünf Minuten Panik beruhige ich mich wieder und wir landen. Draussen ist es wieder ziemlich heiß und wir müssen noch warten bis das Gepäck ausgeladen wird.

Endlich Treffen!
Alles ist ein bisschen staubig und der Flughafen wirkt ziemlich antiquiert. Flughafen ist wohl auch ein bisschen übertrieben, eher Flugplatz, die Landebahn ist auch nicht geteert, die Landung selbst war aber kein Problem. Die Tür nach innen zum Flughafengebäude öffnet sich und wir hören die Praschls johlen. Juhu! Der Warteraum ist mit Milchglasscheiben verglast, aber in einer ist ein kleines Loch und wir begucken uns gegenseitig ziemlich glücklich. Wir warten noch eine halbe Stunde dann können wir endlich raus.